Was sind ethische Grundsätze?

Ethische Grundsätze helfen uns dabei, faire, respektolle und gerechte Entscheidungen treffen zu können! Man könnte meinen, sie ermöglichen ein gemeinsames Miteinander.

Sie dienen uns als moralischer Kompass, als Leitlinie sozusagen - um z.B. Situationen bewerten und dementsprechend angemessen agieren zu können.

Inhalt

Sofort kommen da Fragen in mir hoch!

Und: Nicht Wissen schützt vor Schaden nicht!

Die ethischen Grundsätze des Pferdefreundes

1. Wer auch immer sich mit dem Pferd beschäftigt, übernimmt die Verantwortung für das ihm anvertraute Lebewesen.

2. Die Haltung des Pferdes muss seinen natürlichen Bedürfnissen angepasst sein.

3. Der physischen wie psychischen Gesundheit des Pferdes ist unabhängig von seiner Nutzung oberste Bedeutung einzuräumen.

4. Der Mensch hat jedes Pferd gleich zu achten, unabhängig von dessen Rasse, Alter und Geschlecht sowie Einsatz in Zucht, Freizeit oder Sport.

5. Das Wissen um die Geschichte des Pferdes, um seine Bedürfnisse sowie die Kenntnisse im Umgang mit dem Pferd sind kulturgeschichtliche Güter. Diese gilt es zu wahren und zu vermitteln und nachfolgenden Generationen zu überliefern.

6. Der Umgang mit dem Pferd hat eine persönlichkeitsprägende Bedeutung gerade für junge Menschen. Diese Bedeutung ist stets zu beachten und zu fördern.

8. Die Nutzung des Pferdes im Leistungs- sowie im allgemeinen Reit-, Fahr- und Voltigiersport muss sich an seiner Veranlagung, seinem Leistungsvermögen und seiner Leistungsbereitschaft orientieren. Die Beeinflussung des Leistungsvermögens durch medikamentöse sowie nicht pferdegerechte Einwirkung des Menschen ist abzulehnen und muss geahndet werden.

9. Die Verantwortung des Menschen für das ihm anvertraute Pferd erstreckt sich auch auf das Lebensende des Pferdes. Dieser Verantwortung muss der Mensch stets im Sinne des Pferdes gerecht werden.

Fazit

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Sofort kommen da Fragen in mir hoch!

Fragen, wie:

Warum ist das alles jetzt für uns als Pferdemensch so wichtig?

Warum kann nicht einfach jeder nur nach "Hausverstand" agieren? Es will ja schließlich niemand dem Pferd was Böses?

Braucht es diese auformulierten Grundsätze heutzutage wirklich noch? (Spoiler: Ja, anscheinend schon!)


Eben, weil genau dieser hochgepriesene Hausverstand für jeden etwas anderes bedeutet. Einerseits erlebt jeder Mensch Situationen anders, empfindet anders, lernt anders. (So, wie die Pferde auch).


Andererseits leben wir nicht mehr im tiefsten Mittelalter und erlangen immer mehr Wissen rund ums Pferd, welches seitens der Wissenschaft gestützt wird. Außerdem steht der Reitsport - mitunter zu Recht - in der Kritik, nicht mehr zeitgemäß zu sein.

Und: Nicht Wissen schützt vor Schaden nicht!

Meist schadet unser Nicht-Wissen dem Pferd, langfristig dadurch auch dem Pferdesport - ob im Freizeitbereich, im Turniergeschehen, im beruflichen Einsatz wie zum Beispiel im Bereich der tiergestützten Interventionen oder der Fiakerei.


Warum dann sind die ethischen Grundsätze nicht Teil einer jeden Hausordnung eines Reitstalls? Wird davon ausgegangen, dass das eh für jeden logisch und nachvollziehbar ist?

Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht!
Vielleicht gehen alle davon aus, dass sie jeder kennt und danach handelt? Wobei ich das bezweifle. Ich vermute eher, dass genügend Pferdemenschen noch gar nie davon gehört haben oder man sich eher nicht oder lange nicht mehr damit beschäftigt hat.


Nichtsdestotrotz sind diese Grundsätze nur eine Basis, sagen allerdings schon sehr viel aus wie ich finde! Bzw. geben sie uns Pferdemenschen schon einiges vor, wenn wir uns mit diesen Tieren umgeben und sie für unsere Freizeit nutzen, mit ihnen auf Veranstaltungen fahren, sie im beruflichen Einsatz haben usw. usf.

Die ethischen Grundsätze des Pferdefreundes

1. Wer auch immer sich mit dem Pferd beschäftigt, übernimmt die Verantwortung für das ihm anvertraute Lebewesen.

Gedanken & Worte dazu:

Eigentlich selbsterklärend aber doch nicht immer so einfach im Alltag umzusetzen bzw. für sein Pferd einzustehen. Wissen hilft und schützt!


Das beginnt auch nicht erst bei der Suche nach einem passenden Einstellplatz, dem richtigen Sattel oder der Suche nach dem Traumpferd. Das beginnt schon bei der Auswahl der Reitschule für sich selbst oder Kinder & Jugendliche und natürlich auch bei Trainingsangeboten.


Das kann zum Beispiel bedeuten, dass man den mühsam gefundenen Einstellplatz doch wieder wechseln muss, weil die Heumenge oder -qualität einfach nicht passt oder andere Versprechungen nicht eingehalten werden.

2. Die Haltung des Pferdes muss seinen natürlichen Bedürfnissen angepasst sein.

Gedanken & Worte dazu:

Auch wieder logisch, wenn man darüber nachdenkt und der erste Grundsatz sinnerfassend gelesen wird. Was heißt das konkret?


Zuallererst sollte man sich der natürlichen Bedürfnisse bewusst sein und nicht nur theoretisch damit befassen. Die Grundbedürfnisse nach Frischluft, großeräumiger Bewegungsmöglichkeiten, innerartlichen Kontakten, Futtersuche und Spiel sind gegeben.
Pferde sind nunmal hochsoziale Herdentiere, neugiereig und gutmütig aber auch sensivitäte Fluchttiere.


Diesen Grundbedürfnissen gerecht zu werden ist eine andauernde Aufgabe. Es kann der perfekteste Aktivstall trotzdem zur Stressfalle für das eigene Pferd werden oder das angebotene Futter einfach zu reichhaltig für das leichtfuttrige Pony.

Daher gilt es, die individuellen Bedürfnisse des eigenen Vierbeiners zu kennen und sich in der Haltungsform sowie der Futterdarreichung danach zu orientieren.

3. Der physischen wie psychischen Gesundheit des Pferdes ist unabhängig von seiner Nutzung oberste Bedeutung einzuräumen.

Gedanken & Worte dazu:

Psychische & Physische Gesundheit = Wohlbefinden!


Neben der Erfüllung der Grundbedürfnisse sollten wir uns nicht scheuen genauer hinzusehen und Dinge zu benennen, wie sie sind (ggf. von wissenschaftlichen Erkenntnissen gestützt). Vor allem, wenn es um Unmutsbekundungen, Schmerzausdruck und Meideverhalten oder gar Abwehr geht.


Nicht selten liegen hier Schmerzen vor, die unerkannt sind und als Untugenden abgetan werden. Oder es wird dem Pferd etwas abverlangt, obwohl es gar nicht weiß, wie oder warum es dies oder jenes tun sollte.

Es gibt genug Umschreibungen für solches Verhalten, damit im wahrsten Sinne des Wortes weiter drauf herumgeritten werden kann. So Sätze wie "Setzt dich mal durch, der verar***t dich nur!" hallen leider immer noch durch diverse Reithallen.
Das sollte sich ändern - und tut es auch. Allerdings in kleinen Schritten.

4. Der Mensch hat jedes Pferd gleich zu achten, unabhängig von dessen Rasse, Alter und Geschlecht sowie Einsatz in Zucht, Freizeit oder Sport.

Gedanken & Worte dazu:

Egal, ob fusseliges Pony oder hochdekoriertes Sportpferd, alter Pensionär oder knackiges Jungpferd, agiler Araber oder behäbiger Kaltblüter - jedes Tier ist für sich wertvoll. Die Wünsche, welche wir mit und mittels unserer Pferde ausleben wollen sind unsere.


Das Pferd ist ein Pferd und muss als solches einfach nichts. Schließlich hat es sich nicht ausgesucht als langbeiniger Athlet, als Kinderbespaßer, als Gewichtsträger oder als Lebensversicherung auf vier Beinen geboren zu werden.

5. Das Wissen um die Geschichte des Pferdes, um seine Bedürfnisse sowie die Kenntnisse im Umgang mit dem Pferd sind kulturgeschichtliche Güter. Diese gilt es zu wahren und zu vermitteln und nachfolgenden Generationen zu überliefern.

Gedanken & Worte dazu:

Die gemeinsame Geschichte umfasst viele tausend Jahre. Jahre, der Domestizierung und Unterwerfung, der Erforschung und auch der Benutzung. Sei es im Krieg oder der Selbstdarstellung, der Nutzung zur Nahrungsbeschaffung oder zu Fortbewegungszwecken.


Hier gilt es meiner Meinung nach sehr genau zu schauen und überlegen, was davon in unserer heutigen Zeit und Gesellschaft noch Anwendung findet, finden darf und was einfach auch einer Aufarbeitung benötigt. Glücklicherweise sind die wenigsten von uns darauf angewiesen, mit dem Pferd zu überleben. Alleine schon deswegen dürfen manche Denk- und Herangehensweisen überdacht werden.

Zumindest in der DACH-Region darf Pferdeausbildung und Reiten mittlerweile viel mehr als eine Kunstform betrachtet werden denn als Notwendigkeit.

6. Der Umgang mit dem Pferd hat eine persönlichkeitsprägende Bedeutung gerade für junge Menschen. Diese Bedeutung ist stets zu beachten und zu fördern.

Gedanken & Worte dazu:

Klar ist, dass Kinder unsere Denkweise und unser Verhalten gegenüber Tieren früher oder später übernehmen und in der Regel nachahmen werden. Auf Fragen und Unsicherheiten sollte kind- und fachgerecht eingegangen werden. Insofern ist hier jeder Vorbild, ob freiwillig oder unfreiwillig - dessen sollte man sich bewusst sein und dementsprechend handeln. (Wie beim Zebrastreifen ;-)

7. Der Mensch, der gemeinsam mit dem Pferd Sport betreibt, hat sich und das ihm anvertraute Pferd einer Ausbildung zu unterziehen. Ziel jeder Ausbildung ist die größtmögliche Harmonie zwischen Mensch und Pferd.

Gedanken & Worte dazu:

Eigentlich bedarf dieser Punkt keiner weiteren Erklärung. Oder doch?

Größtmögliche Harmonie als Ziel jeder Ausbildung von Pferd & Reiter. Wie sieht aber dieses Ziel aus und wie definiert man das?

Allgemeine Definitionen zur Harmonie:

Inmitten zwischenmenschlicher Beziehungen kann Harmonie gelten, bekanntermaßen wenn sich Personen untereinander gut verstehen oder verschiedene Personen eine übereinstimmende Meinung bzw. Sichtweise vertreten. Eine harmonische Beziehung entsteht, wenn die Partner vor allem eine Harmonie im Denken erzeugen – und zwar keine künstlich erzwungene Harmonie, sondern eine freiwillige, die auf übereinstimmenden Gedanken basiert.

Die Wirkung harmonischer Kunstwerke lässt sich als ästhetisch, angenehm, ausgewogen, beruhigend, einfach, friedlich, leicht, schön und wohlgeordnet bezeichnen. Daher ist Harmonie auch Abwesenheit (innerer) Konflikte. Harmonie ist auch der Klang von Dingen, die gut zusammenpassen – Menschen, die im Einklang singen, sind im Einklang miteinander.

Umgemünzt auf die Beziehung zwischen Pferd & Pferdemensch kann man von Harmonie ausgehen, wenn wir einander gut verstehen, auf Basis der Freiwilligkeit miteinander interagieren und uns ohne Zwang in den gemeinsamen Handlungen und Bewegungen einig sind. Aus Ausbildersicht sollte das Ziel außerdem ästäthisch gefällig sein (siehe oben) als auch als konfliktfrei betrachtet werden können.

8. Die Nutzung des Pferdes im Leistungs- sowie im allgemeinen Reit-, Fahr- und Voltigiersport muss sich an seiner Veranlagung, seinem Leistungsvermögen und seiner Leistungsbereitschaft orientieren. Die Beeinflussung des Leistungsvermögens durch medikamentöse sowie nicht pferdegerechte Einwirkung des Menschen ist abzulehnen und muss geahndet werden.

Gedanken & Worte dazu:

Was mit zu überwindenen Hindernissen an sich schon eine gewisse körperliche Grenze vorgibt ist in allen anderen Bereichen des Pferdesports oftmals nicht ganz so klar sichtbar. Nicht umsonst würden so viele Pferde bereits in jungen Jahren verschlissen aus dem Sport verabschiedet oder im Freizeitbereich als Dauerpatienten begleitet.

Krankgeschont und übertrainiert kann aber leider auch Hand in Hand gehen, ebenso wie klassische Überforderung oder übermäßige Ausreizung der Möglichkeiten. Nicht jedes körperlich begabte Jungpferd wird schließlich der nächste Überflieger, nicht jedes mental belastbare Pferd eignet sich für körperlich anspruchsvolle Aufgaben.

Ein Beispiel: nur, weil ein Pferd gute fliegende Wechsel springt heißt es nicht, dass es körperlich bereits dazu in der Lage ist diese in häufiger Abfolge mit Reitergewicht zu exerzieren!


Gute Pferdeausbildung und -training, welche dem Pferd dienen sind auf "lange Nutzbarkeit" ausgelegt und nicht auf schnelle Erfolge. Dies beinhaltet oft auch lange oder sich wiederholende Phasen der unspektakulären Basisarbeit und Fokus auf Gesundheit, Losgelassenheit und Motivation.

9. Die Verantwortung des Menschen für das ihm anvertraute Pferd erstreckt sich auch auf das Lebensende des Pferdes. Dieser Verantwortung muss der Mensch stets im Sinne des Pferdes gerecht werden.

Gedanken & Worte dazu:

Anders, als in freier Wildbahn haben wir es in der Hand unser Pferd mit adäquatem Futter und Medizin zu versorgenund lebensrettende Maßnahmen zu setzen aber auch vorzeitig zu erlösen. Zu diesem endgültigen Schritt gibt es viele Möglichkeiten sich mit Tierärzten, Verhaltensbiologen, anderen Pferdebesitzern oder auch Tierkommunikatoren auszutauschen. In der Regel muss man diese Entscheidung aber für sich und sein Pferd alleine treffen und mit den Konsequenzen leben.

Wer schon einmal das Leben seines Tieres (unwissentlich oder aufgrund unqualifizierter Beratung) unnötig in die Länge gezogen hat wird sehr achtsam sein, diesen Punkt nicht mehr zu verpassen einem weiteren Tier längeres Leid zu ersparen.

Ich sehe es nicht so, dass jeder Pferdebesitzer den Moment stets erkennen wird, wann es soweit ist! Pferde als Beutetiere leiden still, hier kann leider auch fehlinterpretiert werden - zB. wenn das Pferd noch Fresslust hat. Tierärzte sind übrigens auch nur Menschen und wollen je nach Erfahrung das Leben auch mal länger erhalten oder hier und da noch das und das ausprobieren.

Mittlerweile sehe ich es so, dass ein eventuell kürzeres aber schmerzfreies und zufriedenes Pferdeleben mehr Wert ist, als ein langes mit großem Auf und Ab.


Was heißt hierbei "stets im Sinne des Pferdes"?


Die Jahre mit unseren Tieren sind endlich und die Lebensdauer absehbar aber auf Krampf alles Leben künstlich zu verlängern ist leider nicht immer gelebter Tierschutz. Der Erhalt eines älteren oder körperlich beeinträchtigen Tieres ist nicht zu unterschätzen - finanziell wie mental! Hier wird dann manchmal am falschen Ende gespart oder Kosten stark unterschätzt. Auch werden teils unerfüllbare Erwartungen geschürt durch Futtermittelindustrie, StallkollegInnen oder auch Veterinäre.

Leider gibt es hier auch so eine Art "Industrie", die hier tätig wird und solche Pferde geschenkt oder mit sogenanntem Schutzvertrag übernimmt. Nicht selten wird dann Geld dafür genommen und diese Tiere werden trotzdem erbärmlichst vernachlässigt oder auch einfach ohne Rücksicht auf Verluste verkauft.

Fazit

Mein Fazit auf die Eingangsfrage "Braucht es das wirklich?" lautet: Ja, anscheinend benötigt es diese ethischen Grundsätze im Pferdesport! wirklich Denn vieles davon ist noch nicht selbstverständlich.

Allerdings ist jeglicher Grundsatz wertlos, wenn er nicht bekannt ist oder einfach beständig ignoriert wird weil man doch schließlich das Pferd als Sportgerät betrachtet oder als Ablenkung vom stressigen Alltag bei dem man nicht auch noch auf sowas Rücksicht nehmen mag.

HALLO, ICH BIN SERAPHIN...

... und sehe mich als Vermittlerin zwischen Pferd und dazugehörigem Pferdemensch!

Mein BLOG ist ein weiterer Baustein, den Pferden eine Stimme und somit Mitspracherecht zu geben. Er soll meine Leser dazu anregen, zu reflektieren und zu hinterfragen um die Pferdewelt stets ein kleines bisschen besser zu machen.

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